Steinhude wird erstmals in einer undatierten Urkunde vom Ende des 13. Jahrhundert erwähnt. Der Ortsname weist auf eine steinige Viehweide hin, damit aber auch auf ein relativ festes, höher gelegenes Uferstück des Steinhuder Meeres, das diesen Namen erst viel später bekam. In den Urkunden des 13. und 14. Jahrhunderts ist noch vom „Meer bei Wunstorf" die Rede. Die Einwohner lebten neben der Viehhaltung und Landwirtschaft vom Fischfang: Die „piscatores de stenhuthe", also die Fischer von Steinhude, hatten Fische an den Bischof von Minden zu liefern. Da das Meer dem Schaumburger, später schaumburg-lippischen Herrscherhaus gehörte, mussten die Steinhuder die Fischerei auf dem Meere pachten, hatten jedoch das alleinige Recht dazu, ebenso das Privileg zum Befahren des Meeres mit Schiffen. Mitte des 19. Jahrhunderts gründeten die Steinhuder Fischer eine Zunft, die ihre gemeinsamen Interessen vertrat und jährlich den „Fischerkreidag" feierte, eine Tradition, die im Jahre 1978 wieder aufgenommen wurde.
Steinhude 1768© Stadt Wunstorf
Zur Landwirtschaft gehörte hier traditionell auch der Abbau von Torf, der - Jahrhunderte lang von Hand gestochen - auch nach Hannover geliefert wurde. Außerdem gab es in Steinhude seit dem 18. Jahrhundert eine der ältesten Scho-kolademanufakturen Europas.
Wichtigster Erwerbs-zweig war jedoch die Leineweberei; 1861 arbeitete ein Viertel der Gesamtbevölkerung in der Weberei. Zu den häuslichen Handwerksbetrieben kamen später noch industrielle, so im Jahre 1891 die Mechanische Weberei der Gebrüder Bredthauer. 1912, als Steinhude 1825 Einwohner zählte, arbeiteten im Steinhuder Textilgewerbe 155 Weber, 4 Webermeister und 4 Leinenhändler; es existierten 3 größere Webereien (siehe auch die Grafik: Berufsstruktur Steinhude 1912). Infolge der Inbetriebnahme der Steinhuder Meerbahn ab 1898 entstanden einige weitere Industriebetriebe, so die Lederfabrik von W. Seegers. Nicht erst durch diese, sondern schon durch den Export von Torf, Fisch und Textilwaren, die mit Fuhrwerken zum Wunstorfer Bahnhof geliefert wurden, war Steinhude schon vorher stark mit der Auestadt verbunden, ebenso durch den Fremdenverkehr. Stich des Wilhelmsteins von August Wilhelm Strack, 1787. Zu dieser Zeit standen die Außenwerke rund um die Sternschanze noch auf eigenen Inseln.© Stadt Wunstorf
Seit dem 19. Jahrhundert entwickelte sich ein zusätzlicher, schnell blühender Erwerbszweig: der Tourismus. Erholungssuchende, z.T. von weither, vor allem aber aus der Region und der Stadt Hannover, kamen als Tagesausflügler, später vielfach auch als Segler hierher. Ursprüngliches Ziel des Tourismus am Steinhuder Meer war allerdings die künstliche Festungsinsel Wilhelmstein.
Anfangs wurde die Insel hauptsächlich vom Hagenburger Kanal aus durch Fürstliche Matrosen angesteuert. Nach Inbetriebnahme der Steinhuder Meerbahn verlagerte sich der Schwerpunkt des Fremdenverkehrs jedoch nach Steinhude.
Kleinbahn, Industrialisierung und Erholungsfunktion führten seit der Wende zum 20. Jahrhundert zu einem deutlichen Bevölkerungsanstieg, der infolge des Zustroms von Flüchtlingen und Vertriebenen nach dem 2. Weltkrieg noch einmal anzog.
Hagenburg wird kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert von Steinhude als Hauptabfahrtort zum Wilhelmstein überholt© Klaus Fesche
Die Naherholungsfunktion für den Großraum Hannover und die verkehrlich-wirtschaftliche Anbindung war es auch, die dazu führte, dass das traditionell zu Schaumburg-Lippe gehörende Steinhude wie Großenheidorn bei der Gebietsreform im Jahre 1974 nach Wunstorf und in den Landkreis Hannover umgegliedert wurde.
Wie das benachbarte Hagenburg, Sitz des gleichnamigen Amtes, zu dem auch Steinhude bis zu dessen Auflösung gehörte, war auch Steinhude „Flecken". Ein Flecken war ein Dorf mit städtischen Rechten, wie z.B. dem Markrecht; an seiner Spitze standen ein Bürgermeister und ein Rat, und folglich gab es in Steinhude auch ein Rathaus, das dicht am Meeresufer, am sogenannten „Ratskellergelände" stand; 1972 wurde es abgerissen. Der Steinhuder Ortsrat tagte in der Folgezeit im Neuen Rathaus, das 2004 einem Supermarkt weichen musste.
Höhepunkt des Veranstaltungsjahres in Steinhude ist das jährlich Ende August veranstaltete „Festliche Wochenende", das das „Steinhuder Meer in Flammen" präsentiert, also illuminierte Boote und ein Höhenfeuerwerk, umrahmt von zahlreichen weiteren Attraktionen.Luftbild des Ortskerns von Steinhude, Postkarte, ca. 1950er Jahre. Davor gelagert die durch den Reichsarbeitsdienst in den späten 1930er Jahren angelegte Promenade; die Seegersche Lederfabrik (später „Schäkerlager“ genannt) ist inzwischen abgerissen. Im Hintergrund die Windmühle „Paula“.© Stadt Wunstorf